Entstehungsgeschichte

Lorenzo Quispe Ureta:

Die Gründung und der Aufbau einer heilpädagogischen Intensivgruppe  in einer anthroposophischen Einrichtung am Bodensee entstand aus der tiefen Frage, wie wir neue Wege und Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche ermöglichen können, die sich schwer taten, sich in eine Gemeinschaft einzufinden. Für Menschen, die gegenüber der Gemeinschaft nicht genügend Anpassungsfähigkeiten und Belastbarkeit zeigten und teilweise sich und ihr Umfeld in Gefahr brachten, führte der Weg letztendlich oftmals in die Psychiatrie. Diese übliche Handhabung brachte für unseren eigenen pädagogischen Anspruch eine tiefe Unzufriedenheit. Daher investierte man große Bemühungen in ein Konzept, das diesen Kindern und Jugendlichen würdigere und durchschaubarere Rahmenbedingungen anbieten sollte, um sie in ihrer seelischen Konstitution zu stärken und sie zu ermutigen, das Leben wieder zu bejahen. Durch diese Arbeit schärfte sich mein Blick für ein gesellschaftliches Dilemma, das seine Werte auf Leistung, Konkurrenz, Profit und maximale Expansion ausgerichtet hat und alle Personen, die diese Normen nicht erfüllen können, müssen zwangsläufig als eine gesellschaftliche Last mitgetragen werden.

Gemeinsam mit meiner Frau Lisa entstand daher ein tiefes Anliegen, noch konsequentere neue Wege und Werte zu finden, um das menschliche Leben und seine Entwicklung grundsätzlich menschenfreundlich und zukunftsfähig zu gestalten und zu fördern.

Lisa Quispe Ureta:

Während meiner ersten Berufsjahre in einem heilpädagogischen Heim wurde mir immer wieder bewusst, wie wichtig sinnerfüllte Zusammenhänge sind. Mangels entsprechender Umgebung überlegten wir uns pädagogische Maßnahmen für die Kinder und Jugendlichen, die vielleicht zu einer ersten Freude am Tätig sein führen konnten, ein wirklicher größerer Zusammenhang fehlte jedoch. Die pädagogischen Handlungen entstanden nicht aus natürlichen Prozessen und blieben weitgehend konstruiert und künstlich. So wie es eine Notwendigkeit für einen Ofenbesitzer darstellt, rechtzeitig für den nächsten Winter im Wald Holz zu holen und dieses zu spalten und aufzustapeln, so benötigt der Mensch nachvollziehbare Tätigkeiten, die sich auf bestehende Notwendigkeiten beziehen. In unserer Konsumgesellschaft, in der diese existenziellen Notwendigkeiten (Brot backen, zu Fuß gehen etc.) auf ein Minimum reduziert werden, kein leichtes Unterfangen.

So entstand, gemeinsam mit meinem Mann Lorenzo die Idee, ein soziales Projekt eingebunden in die Landwirtschaft zu gestalten und so eine natürliche, gesundende und Interesse weckende Umgebung zu ermöglichen.

In regelmäßigem Austausch mit weiteren interessierten Menschen sprachen wir über die Möglichkeit einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft. Über die Zeit hinweg kristallisierte sich das Thema eines lebendigen und eigenaktiven Lernens heraus, an dem wir in kleinem Rahmen intensiv arbeiten.

Nicole Eisenhauer:

Meine Arbeit mit zum Teil sehr schwer seelische und körperlich eingeschränkten Menschen erweckte in mir den Blick der Notwendigkeit, einen Ort zu schaffen, an dem diese Menschen würdevoll integriert sind. Ist es nicht der Wunsch und das Recht jedes einzelnen Menschen in Würde aufgenommen und geliebt zu werden?
Warum schaffen wir also immer mehr Orte, die diesen Grundmaximen nicht gerecht werden? Diese Fragen entwickeln sich bis zum heutigen Tag und haben sich erweitert in den gemeinsamen Treffen mit Lisa und Lorenzo.
Auf dem Weg zur Ausbildung als Waldorflehrerin und durch den Schulbesuch der beiden Töchter in der Waldorfschule entstand schrittweise die Auseinandersetzung mit der Anthroposophie. Diese wurde Grundlage der Konzeption zur Gründung einer integrativen Schulklasse auf einem Hof. Aktuell setzen wir uns damit auseinander unser Ideal, das Konzept eines Lernortes auf einem Hof im Raum Radolfzell-Stockach um zu setzen.